Aus dem Brandbücher-Schreibkästchen

In diesem Beitrag plaudere ich ein wenig aus dem Schreibkästchen für meinen Roman „Brandbücher“ und verrate, warum dieses oder jenes auftaucht.

Warum dieses Form des Romans

Es gibt viele Möglichkeiten, eine Geschichte zu erzählen. Ich habe mich für Handlungsstränge in der heutigen Zeit und im Dritten Reich entschieden, weil sie zum einen für mich zum Thema passt. Es gibt eben viele Dinge in der heutigen Zeit, die ihre Wurzeln im dritten Reich haben, ohne dass uns das klar ist. Der 1. Mai als Feiertag ist nur ein Beispiel dafür.

Es gab aber unabhängig vom Thema noch einen Grund für die Wahl dieser Form. Ich hatte vor 20 Jahren schon einmal eine Idee für einen Roman, der in der heutigen Zeit und zu einer früheren Zeit spielt. Damals besuchte ich die Mersburg und sah ein Bild von Annette von Droste-Hülshoff, die wie ich aus dem Münsterland kommt und ein Faible für den Bodensee hatte. Ich hatte die Geschichte schon konzipiert und dann fand ich in der Buchhandlung den Roman „Das Spiegelbild“ von Irina Korschunow, der ganz ähnlich geschrieben war, wie ich es mir vorstellte. Da habe ich natürlich nicht weiter an der Idee gearbeitet und hoffe nun, dass mir nicht wieder jemand zuvorkommt.

Großtante Katharina

eute erlaube ich einen kleinen Blick hinter die Kulissen meiner Autorenwerkstatt. Mein Roman hat zwei Handlungsstränge, er spielt teilweise in unserer Zeit und teilweise in der ersten Jahreshälfte 1933. Die Idee zu dem Projekt hatte ich schon länger und es war immer klar, dass eine junge Frau aus der Jetzt-Zeit sich auf Spurensuche begibt.

Das Problem, das sich mir stellte, war, einen Beziehung zwischen der jungen Frau von 1933 und der jungen Frau von 2009 herzustellen. Nun ist die junge Katharina aus den 30er Jahren die Großtante der Karina von 2009. Schon kam Kritik von einem Verlag, die verwandtschaftlichen Beziehungen wären zu komple. Ich, mit meiner großen Verwandtschaft im Münsterland, konnte das gar nicht verstehen. Daher für all jene, die nicht ganz so firm sind, ein kleiner Exkurs in Sachen verwandtschaflicher Beziehungen.

Die Großtante ist die Schwester eines Großvaters oder einer Großmutter, also eine Tante von Vater oder Mutter.

Großtante Katharina, die im Roman nur Tante Katharina genannt wird, ist Anfang 1933 Mitte zwanzig, sie arbeitet im Haushalt des jüdischen Buchhändlers Jakob Weizmann, ist mit einem Malergesellen verlobt und lebt wie zu der Zeit üblich noch bei ihren Eltern. Die Stelle bei dem Buchhändler ist ihre zweite Stelle, was eher ungewöhnlich ist. Sie musste ihre vorherige Stelle im Haushalt eines Arztes aus Gründen, die im Buch erst nach und nach klar werden, aufgeben. Bei ihrer ersten Stelle hat sie zum einen ihre Liebe zu Büchern vertiefen können und sie wurde mehr oder weniger gezwungen, Hochdeutsch zu sprechen.

Der Malergeselle Gerhard
Meine Protagonistin aus den 30er Jahren hat einen Freund. In Erinnerung an meinen verstorbenen Vater habe ich ihm den Beruf des Malergesellen angedichtet. In dem Kapitel, das heute vor 80 Jahren spielt, erfahren die Leser, dass Gerhards Traum ist, Hausmaler zu werden. Auf seiner Wanderschaft als Handwerker hat er bemalte Häuser in Stein am Rhein gesehen. Wie ich auf diese Idee gekommen bin, weiß ich gar nicht. Manchmal zeigen meine Figuren überraschende Vorlieben. Ich erinnere mich aber gut daran, dass mein Vater oft von diesen Häusern erzählt hat und ich selbst schon als Kind beeindruckt von den „Bilderhäusern“ war.

Die Buchhandlungen im Roman „Brandbücher“
In meinem Roman wird nicht erwähnt, in welchem Ort im Münsterland Katharina lebt und Karina recherchiert. Da es für mich leichter ist, wenn ich mich an einem realen Ort orientiere, darf meine Heimatstadt getrost als Vorbild für alle Ortsbeschreibungen gesehen werden. Aber nur für die Ortsbeschreibungen, die handelnden Personen sind frei erfunden und auch die Geschäfte, die erwähnt werden. Bis heute konnte ich nicht herausfinden, ob es 1933 in Borken eine Buchhandlung gab, anscheinend sind viele Archive ein Opfer der Bomben geworden. Im Internet fand ich zwar ein Adressbuch des Buchhandels von 1933, dort wird allerdings lediglich eine Buchhandlung in der nächstgrößeren Stadt, in Bocholt, erwähnt. Wer in dem Adressbuch stöbern möchte, hier ist der Link.

Die Buchhandlungen, die ich im Zusammenhang mit der Bücherverbrennung erwähne, sind allerdings nicht ausgedacht. Hier hatte ich Quellenmaterial, das belegt, dass die erwähnten Buchhandlungen existierten und sie sich positiv über die Aktion geäußert haben.

Rundfunk im Münsterland der 1930er Jahre
Beim Schreiben meines Romans „Brandbücher“ tauchte die Frage auf, ob meine Protagonisten 1933 schon Radion hören konnten. Dank Internet weiß ich: Ja, sie konnten. Bei der Recherche habe ich gleich einen kleinen Einblick in die Geschichte des Rundfunks bekommen. Bis zum 21. März 1932 gab es in Münster nämlich eine Sendeanlage für den Rundfunk, die zugunsten des Sendemasten Langenberg abgeschaltet wurde. Rund 10.000 Hörer nahmen das zum Anlass, um ihre Empfangsgeräte abzumelden.

Es ist also durchaus möglich, dass meine Protagonistin gelegentlich Radio gehört hat, wenn auch nicht über den Sender Münster, sondern über Langenberg.

WDR-Geschichte

Kleidung der 30-er Jahre
In Kapitel 2 wundert meine Protagonistin sich darüber, dass die Menschen auf den Postkarten, die sie findet, gar nicht so anders gekleidet sind als die Menschen heute. Natürlich gibt es Moden, die sich geändert haben, aber vor allem in der Herrenmode hat es keine grundsätzlichen Neuerungen gegeben, Hosen, Jacken, Mäntel gab es auch in den 30er Jahren schon, damals wurden mehr Hüte getragen als heute und die Kleidung der Handwerker ist mit der heutigen Berufskleidung durchaus zu vergleichen. Was sich geändert hat, ist vor allem die Mode der Frauen, in den 30er Jahren waren Frauen in Hosen die große Ausnahme fast wie heute Frauen in Kleidern oder Röcken. Die Kleider unterlagen ebenfalls aktuellen Modetrends, aber wenn man sich heute auf der Straße umschaut, tragen auch nur wenige Frauen Modelle wie sie in den Modezeitschriften vorgestellt werden. Die meisten tragen eine praktikable Garderobe, zu der nicht immer und nicht ausschließlich die neusten Modelle gehören. Im Prinzip darf man sich die Freizeitkleidung meiner Protagonistin der 30er Jahre also ähnlich vorstellen wie die Kleider heute, nur, dass sie andere Schnitte hatten und andere Muster. Ihre Arbeitskleidung dagegen waren ein schwarzes Kleid und eine weiße Schürze.

Kaufhaus Lebenstein
In meinem Roman wird das Kaufhaus Lebenstein erwähnt. Dieses Kaufhaus gab es wirklich, darüber habe ich in einem Jahrbuch des Kreises Borken gelesen. Dort wurde ein Zeitungsartikel aus der Borkener Zeitung erwähnt, demzufolge im März auf das Kaufhaus Lebenstein in Groß Reken ein Brandanschlag verübt wurde.

Das Kaufhaus hat wirklich einem Herrn Levinstein gehört, der tatsächlich ein Auto besaß, das habe ich irgendwo gelesen, aber er ist keinesfalls nach Borken zu Herrn Weizmann gefahren, weil es den in Wirklichkeit nicht gegeben hat, ich mir den ausgedacht habe.

Mehr über die jüdische Gemeinde Reken

Wie Schloss Raesfeld in den Roman kam

In meinem Roman „Brandbücher“ lasse ich einen fiktiven Bernhard Schmelting in der Buchhandlung über ein Ereignis in Raesfeld berichten, das wirklich passiert ist. Ich habe es im Jahrbuch des Kreises Borken entdeckt, dort stand, dass 1933 eine Jugendgruppe der katholischen Organisation „Bund Neudeutschland“ aus dem Ruhrgebiet auf Schloss Raesfeld zu einer Art Einkehrtagen war. Sie wurden von unbekannten Tätern überfallen. Der „Bund Neudeutschland“ wurde 1935 von den Nationalsozialisten verboten.

Das Schloss Raesfeld gibt es noch immer, dort befinden sich heute die Akademie des Handwerks und ein Restaurant. Es ist immer noch ein schönes Ausflugsziel, ich habe dort schon als Kind Enten gefüttert – damals durfte man das noch.

Bund Neudeutschland

Schloss Raesfeld

Deutsche Schrift
meiner Geschichte spielen Postkarten eine wichtige Rolle, aber ich konnte Karina keine Karten finden lassen, die sie problemlos lesen kann. Ich habe in der Grundschule im Schönschreiben sogar noch „Deutsche Schrift“ gelernt, wusste also zumindest, welche Schrift möglicherweise geschrieben wurde. Aber da war noch die Frage, ob diese Schrift wirklich schon vor dem zweiten Weltkrieg verwendet wurde. Dabei zeigte sich, dass es nicht nur heute eine Verwirrung der Schrift gibt, sondern auch damals eine gab. Erst ab 1924 wurde die Sütterlin-Schrift in preußischen Schulen unterrichtet. Schon tauchte die Frage auf, ob Borken zu Preußen gehörte oder nicht. Schreiben ist wahrlich mehr als Schreiben. Bis 1924 wurde übrigens die Kurrentschrift in Schulen gelehrt, meine Katharina wird also eher die statt Sütterlin geschrieben haben. Aber Karina ist ja clever und es gibt viele Übereinstimmungen zwischen den Schriften.

Eine Übersicht der Schriften findet sich bei Wikipedia

Die betenden Hände von Albrecht Dürer

Manche Dinge schleichen sich in ein Manuskript, ohne dass ich das möchte und ich wundere mich manchmal darüber, was dort auftaucht.

So erging es mir mit den betenden Händen von Albrecht Dürer, die weder in meiner Wohnung noch in meinem Büro hängen. Aber ich erinnere mich, dass sie in meinem Elternhaus und auch in den Wohnungen von Verwandten hingen. So ist mir das Bild wohl in den Sinn gekommen, als ich einen Gegenstand brauchte, hinter dem ich etwas verstecken konnte.

Auf der Suche nach einem passenden Bild oder Link habe ich festgestellt, dass sie keineswegs „out“ sind, sondern sogar als Tattoo-Vorlage existieren. Sachen gibt’s!

Die „richtigen“ Vornamen

Ich gehöre zu den Autoren, denen Namen viel wichtiger sind als das Aussehen der Romanfiguren. Das heißt aber auch, dass ich lange nach Namen suche, die zur Figur passen, zur Zeit und Region, in der die Figur lebt. Ich gehe davon aus, dass es vielen geht wie mir, dass sie mit einem Namen gleich das Bild eines Menschen, den sie kennen verknüpfen – ob sie ihn nun persönlich oder aus den Medien kennen. Zum Glück gibt es im Internet viele Übersichten von Namen, die in bestimmten Zeiten „in“ waren, aber auch Namen aus anderen Ländern und Kulturen.

Auf den Namen „Katharina“ für die Hauptfigur aus den 30er Jahren ist meine Wahl übrigens gefallen, weil ich aus meiner Kindheit noch im Ohr habe, wie meine Eltern sich auf Plattdeutsch über eine alte Frau namens „Kothrin“ unterhielten. „Kothrin“ ist die plattdeutsche Form von Katharina und meine Erinnerung an diese Frau, die ich gar nicht kannte, passte zu meiner Hauptfigur.

Für die Hauptfigur der heutigen Zeit habe ich einen Namen gesucht, der sich aus Katharina bilden lässt. Zur Auswahl standen: Katrin, Rina, Ina, Karina, Tina.

Hier gibt es übrigens die beliebtesten Vornamen von 1890 (!) bis 201.

Ex-Minister Initiator einer Bücherverbrennung

m es vorweg zu sagen: Mein Roman „Brandbücher“ ist, abgesehen von der Bücherverbrennung in Münster, frei erfunden. Aber ich lasse die Folgen der Bücherverbrennung bis in die heutige Zeit reichen. Ich war mir sicher, dass es viele solcher heimlichen Spuren gibt, die nicht aufgedeckt werden.

Umso mehr freut mich, dass solche Verbindungen in dem Fall des ehemaligen schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Hermann Böhrnsen aufgedeckt wurden. Er war nach Ansicht der Rendsburger Stadtarchivarin 1933 einer der Initiatoren für die Bücherverbrennung in Rendsburg, wie sich erst anlässlich der Recherchen zum Gedenktag der Bücheverbrennung zeigte. Daraufhin wurde im Rendsburger Nordkolleg , in dem ein Haus nach dem ehemaligen Minister benannt worden war, sofort reagiert und der Name wurde gestrichen.

Eigentlich schade, dass mein Roman schon fertig ist, daraus hätte ich auch eine schöne Story machen können.

Weitere Informationen

http://www.shz.de/nachrichten/lokales/landeszeitung/artikeldetails/artikel/der-wirtschaftminister-und-die-buecherverbrennung.html

http://www.shz.de/nachrichten/lokales/landeszeitung/artikeldetails/artikel/nordkolleg-verbannt-ex-minister.html

Kreplach

twa heute ist das jüdische Fest Purim, zu dem das Gericht „Kreplach“, das ich meinem Samuel Weizmann in Kapitel 2 als Lieblingsgericht zuschreibe, gegessen wird. Die Einschränkung bezieht sich darauf, dass nicht alle jüdischen Feiertage exakt dem Kalender, den wir nutzen zugeschrieben werden können.

Kreplach sind Teigtaschen, die mit Rindfleisch oder einer Leberfarce gefüllt sind. Ich stelle sie mir wie kleine Maultaschen vor und so werden sie auch bei Wikipedia beschrieben. In meinem Roman lasse ich sie mit Rindfleisch füllen, weil ich Leber nicht mag.

Hier finden Sie ein Rezept mit Zutaten und Hinweisen für die Zubereitung

Kleine Sorgen im Schreiballtag

he es dann in den nächsten Tagen weitergeht mit den Orten der Bücherverbrennung, erlaube ich heute einen Blick auf kleine Stolperfallen beim Schreiben des Romans über die Bücherverbrennung.

Da schreibe ich munter vor mich hin und frage mich plötzlich: Wie sah eigentlich ein Mitgliedsbuch der NSDAP aus? Woher soll ich das auch wissen, wenn selbst meine Eltern noch Kinder waren im dritten Reich und ich meine Großeltern nicht kennengelernt habe. Im Internet findet man alles, auch dieses, ich verzichte hier auf einen Link, um nicht noch Werbung zu machen. Aber eines kann ich verraten, man findet es nicht nur auf den Seiten von Museen, es wird auch zum Verkauf angeboten.

Wenn ich mich noch so sehr in das Jahr 1933 hineindenke, Musik aus der Zeit höre, mir Bilder ansehen und Bücher – in der nicht immer leicht zu lesenden Schrift – lese, werde ich manchmal unsicher und frage mich, ob es damals schon Kaffeefilter gab und wann eigentlich Scheren erfunden wurden. Plötzlich hinterfrage ich jedes kleinste Detail. Für Neugierige: Kaffeefilter wurden von Melitta (!) Bentz 1908 erfunden und Scheren gab es natürlich schon locker 2.000 Jahre. Wann genau die Scheren von wem erfunden wurden, konnte ich nicht herausfinden, aber mir reichte die Information, dass meine Protagonisten schon Scheren nutzen konnten. Die nächste Frage, die auftauchte, war dann die nach dem Klebstoff. Um die Recherche habe ich mich gedrückt und mir etwas anderes ausgedacht. Was, verrate ich natürlich noch nicht.

Comedian Harmonists

m 13. Januar 1933 gaben die Comedian Harmonists ein Konzert in der Stadthalle in Münster, fünf Jahre nach ihrer allerersten gemeinsamen Probe am 16. Januar 1928. Ich konnte keinen Roman über die Anfänge des dritten Reichs ohne sie schreiben. Für mich ein Teil der Musikgeschichte, der durch die Nationalsozialisten zerstört wurde. So lasse ich Katharina von den jungen Männern schwärmen und Karina das Lied „Der kleine grüne Kaktus“ im Radio hören.

Die Comedian Harmonists waren quasi die erste Boygroup, die 1927 von Harry Frommermann initiiert wurde. Trotz einiger Klippen vor dem ersten Auftritt am 28. September 1928 hatte das Sextett in der Folgezeit einen großen Erfolg. Sogar im Ausland wurden Robert Biberti, Erwin Bootz, Roman Cycowski, Harry Frommermann, Ari Leschnikoff, Walter Nußbaum (später ersetzt durch Erich Collin) bejubelt. Als Hitler an die Macht kam, änderte sich die Situation, weil drei der Ensemble-Mitglieder Juden waren. Auftritte wurden abgesagt, es gab ein offizielles Auftritts-Verbot und schließlich brach die Gruppe 1935  auseinander.

Der kleine grüne Kaktus
Zum Film „Comedian Harmonists“

Artikel über die ersten Auftritte

Mercedes 22

Heute gibt es wieder einen kleinen Einblick in die Arbeit an meinem Roman über die Bücherverbrennung. Natürlich kam in der Geschichte ein Auto vor. Bei meiner Recherche stellte ich fest, dass Landärzte häufig Mercedes fuhren. Allerdings tauchte bei der Überprüfung der historischen Fakten ein Problem auf. Ich ließ den Landarzt ursprünglich einen Mercedes 170 fahren und seinen Fahrer dennoch den Kurbel-Anlasser bedienen. Auto-Experten hätten gleich gemerkt, dass das nicht zusammenpasste. Also habe ich mich an das Unternehmen Daimler gewandt und gefragt, welcher Mercedes mit Anlasser-Kurbel 1933 noch unterwegs gewesen sein könnte. Siehe da, abends habe ich die Anfrage abgeschickt, am nächsten Vormittag hatte ich eine präzise Antwort mit Bild, die mich vor einer Blamage bewahrt hat. Jetzt, wo ich weiß, wonach ich suchen muss, kann ich hier auch einen Link zu dem Fahrzeug einstellen.

Steine auf dem Grab

Heute gibt es einen kleinen Einblick in die Recherche zu meinem Roman. Samuel verheimlicht seinem Vater, dass das Grab seiner Mutter wiederholt geschändet wurde und die Steine, die er auf ihren Grabstein legt, verstreut wurden.

Mich fasziniert dieser jüdische Brauch, beim Besuch eines Grabes, Steine niederzulegen, um den Toten zu ehren, schon länger. Daher musste ich ihn unbedingt in meinem Roman erwähnen. Ich glaube, es war der Film „Schindlers Liste“, in dem mir dieser Brauch zum ersten Mal aufgefallen ist. Ich weiß aber, dass mir schon vorher auf jüdischen Friedhöfen die Steine aufgefallen sind. Aber wie das oft so ist, ich habe sie gesehen und als ich zu Hause war, hatte ich vergessen, dass ich die Hintergründe herausfinden wollte. (Mit meinem Tablet würde mir das heute nicht mehr passieren.)

Der Brauch stammt erst aus dem 19. Jahrhundert und wie für so vieles, was sich überliefert hat, gibt es verschiedene Erklärungen, von bis zu 40 verschiedenen Lesarten ist sogar die Rede. Die einzig wahre Antwort habe ich nicht gefunden bei meiner Suche, aber fasziniert bin ich weiterhin.

Warum legen Jüdinnen und Juden Steine auf das Grab?

Weitere Antwortversuche

Informationen über die Rituale des jüdischen Totengedenkens

Jüdischer Kalender

Wenn man sich mit den Anfängen des dritten Reichs beschäftigt, gehört dazu zwangsläufig auch eine Recherche zum Thema Judenverfolgung und jüdische Kultur. Dabei habe ich viele neue Informationen gesammelt, obwohl ich dachte, ich wäre schon tief in die jüdische Kultur eingestiegen, als ich vor einigen Jahren die Rabbi-Krimis von Harry Kemelmann gelesen habe. 🙂 Ein Ergebnis meiner Recherche spielt eine ganz besondere Rolle in dem Roman, die ich natürlich jetzt noch nicht verrate. Es ist der jüdische Kalender. Wie der gregorianische Kalender, den ich täglich nutze, gliedert sich der jüdische Kalender in Tage, Monate und Jahre. Das ist aber auch schon die einzige Gemeinsamkeit. Ein Tag wird von Abend bis Abend gerechnet, die Monate haben chaldäische Namen wie Tischri, Kislew oder Elul. Die Jahre werden ab der biblischen Schöpfung der Welt gezählt, die auf das Jahr 3.761 v. Christus datiert wird. Das heißt 2012 ist – je nachdem, in welchem  Monat man sich befindet 5772 oder 5773.

Hier habe ich das umgerechnet.

und hier gibt es weitere Informationen zum jüdischen Kalender.